Stiellähme: Empfehlungen für die Praxis

Das Auftreten der Stiellähme hängt von mehreren Faktoren ab.

Wuchs und Düngung

Das Auftreten der Stiellähme hängt von mehreren Faktoren ab. Aus Schlüssen der letzten Jahre ist deutlich zu erkennen, dass das Auftreten der Stiellähme sehr mit der Stockbelastung zusammenhängt und ein Anzeichen der Überlastung der Stöcke ist. Ertragsmindernde und angepasste Erziehung der Stöcke reduziert die Schäden erheblich. Neben dem Ertragsausfall ist aber auch die Qualität der Trauben äußerst unzureichend.

Symptome

Erste Anzeichen sind punktförmige oder länglich nekrotisierte, braun-schwarze Stellen am Stielgerüst der Traube. Die Nekrosen breiten sich aus und formen sich ringförmig am Traubenstiel aus. Die Wasser- und Zuckerversorgung wird eingestellt und die Trauben welken. Meist sind die unteren Teile der Traube und einzelne Ästchen betroffen.

Mg-Mangel bei Weissweinsorte
Mg-Mangel bei Weissweinsorte
©DLR Rheinpfalz (Neustadt an der Weinstrasse) - Ulrike Ipach
Mg-Mangel bei Rotweinsorte
Mg-Mangel bei Rotweinsorte
©DLR Rheinpfalz (Neustadt an der Weinstrasse) - Ulrike Ipach

 

Witterung

Neben mangelnder Regenfälle und einer schlechten Wasserversorgung über die Vegetationsperiode in den Böden können auch Kälteeinbrüche im August oder September zu Stiellähme führen. Starke Regenfälle nach trockenen Sommer sind ebenfalls gefährlich, da die Rebe die Umstellung von sehr trockenen Phasen zu nassen Phasen schlecht ausgleichen kann. Des Weiteren sind feuchte bis nasse Herbsttage gefährlich, da der Botrytis-Pilz sich da schnell ausbreiten kann und Stielfäule daraus resultiert.

Maßnahmen

Unterlage

Schwach wachsende Unterlagen wie z.B. 3309, 8B, 5C wählen. SO4 fördert die Stiellähme. Insbesondere bei der Unterlage SO4 induziert eine Überversorgung mit Stickstoff und Kalium eine Unterversorgung mit Magnesium, Bor und Zink und steigert somit die Stiellähmegefahr.

Begrünung:

Die große Problematik der Stiellähme liegt in den 60er-80er Jahren zurück. Mit der großflächigen Begrünung der Weinberge konnte das Problem dann stark reduziert werden. Durch die Begrünung wird der Wasserhaushalt stabilisiert und große Niederschlagsmengen abgefangen und die Verdunstung der Niederschläge angeregt.

Wuchs und Düngung:

Starker Wuchs und hohe Erträge begünstigen die Stiellähme. Leichte, durchlässige, humusarme Böden ebenso. Wichtig ist ebenfalls eine ausgewogene Nährstoffreserve im Boden. Insbesondere bei der Unterlage SO4 steigert eine Überversorgung mit Stickstoff und Kalium sowie eine Unterversorgung mit Magnesium, Bor und Zink die Stiellähmegefahr. Normaler Wuchs, der Wuchskraft angepasste Erträge sowie auf Bodenanalysen basierende Düngungsstrategien sind daher anzustreben.

Laubwandgestaltung

Dichte Laubwände erhöhen die Stiellähmegefahr. Die Trauben sollen gut belüftet und besonnt sein um das feuchte Milieu in der Traubenzone zu verringern. Eine frühe, einseitige Entblätterung in wüchsigen Anlagen ist daher empfehlenswert.

Achtung

Eine übermäßige Entblätterung, insbesondere in schwachwüchsigen Anlagen, kann Stiellähme auslösen.

Blattdüngereinsatz

Magnesiumhaltige Blattdünger sollten in die Traubenzone gesprüht werden. In Jahren mit großer Stiellähmegefahr sollten dabei zwei Behandlungen durchgeführt werden. Die erste beim Beginn der Beerenreife mit Bittersalz (18 bis 20 kg/ha mit 600 bis 800 Liter Wasser, in Mischung mit Pflanzenschutzmitteln maximal 2,5%-ig.), die zweite acht bis zehn Tage später mit einem Mg-haltigen Spezialblattdünger. Für diese zweite Anwendung nach dem Weichwerden (+/- 50 °Oe) sollte das Präparat Bittersalz nicht mehr eingesetzt werden, weil eine zu späte Behandlung mit diesem Produkt Bittertöne im Wein verursachen kann.

Obligatorisch ist diese Maßnahme in allen Flächen, wo Regalis oder Gibb3 eingesetzt wurde. Geeignete Blattdünger sind z. B. Bittersalz (0,5 - 2% = 4 – 15 kg/ha, höhere Wassermengen günstig!), Falnet (0,5 – 1% = 3 – 7,5 kg/ha), Lebosol-Magnesium (4 – 5 l/ha), Magnesiumnitrat (3 – 6 kg/ha), PhytoAs-Mg-400 (3 – 4 l/ha) und Wuxal Magnesium (5 kg/ha).

Bittersalz nicht mit Mildicut oder phosphithaltigen Blattdüngern mischen.

Bei der Magnesiumdüngung muss jedoch immer mit Vorsicht gearbeitet werden, da ein unausgewogenes Kalium-Magnesiumverhältnis von 2,5-3:1 nicht gestört werden darf.

Biologischer Weinbau:

Im biologischen Anbau sind sowohl Bittersalz als auch Kieserit zur Düngung mit Magnesium zugelassen

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