Botrytis cinerea

Graufäule

Biologie und Schadbild

Im Winter ist Botrytisbefall am einjährigen Holz durch schwarze, runde bis längliche Sklerotien (Dauerorgan) sichtbar. Letztere bilden im nächsten Frühjahr Konidienträger mit Konidien (Sporen). Letztere können zu Vegetationsbeginn durch Wind oder Regenspritzer auf grüne Triebe, Gescheine und Trauben gelangen. Die Keimung der Sporen und Infektionen erfolgen bei langanhaltender Blattnässe (mindestens 12 Stunden). Bei längeren Nässephasen in der Austriebsphase können bereits junge grüne Triebe im 3- bis 6-Blattstadium befallen werden. Optimale Entwicklungsmöglichkeiten für die weitere Ausbreitung des Myzels herrschen bei Temperaturen zwischen 20°C und 28°C.

Der Befall von Gescheinen bzw. Trauben in der Reifephase stellt die Hauptproblematik dieser Krankheit dar. An Stielgerüsten von Trauben ist Botrytis-Befall besonders gefährlich, da die Trauben nach Vermorschung der Stiele einfach zu Boden fallen. Die durch Traubenfäulnis verursachten wirtschaftlichen Schäden können teilweise enorm sein. Da Botrytis ein Schwächeparasit ist, tritt er vornehmlich dort auf, wo schon abgestorbenes oder vorgeschädigtes Gewebe (z.B. durch Hagel oder Bohrlöcher von Schädlingen) vorhanden ist.  

Je nach Reifegrad der Trauben unterscheidet man zwischen Sauerfäule oder Edelfäule. Von Sauerfäule spricht man, wenn die Beeren erst wenig Zucker (bis etwa 60°Oe) eingelagert haben. Begünstigt wird diese Fäulnis, wenn die Trauben sich nach der Blüte schlecht geputzt haben, bzw. wenn Heuwurmgespinste vorhanden sind.  Ab einem Mostgewicht von circa 80°Oe kann man von Edelfäule sprechen. Auf der Beerenoberfläche entstehen massenhaft graue Konidienträger mit Konidien. Die Beerenhaut wird zunehmend porös, Wasser kann aus der Beere verdunsten und die Inhaltsstoffe konzentrieren sich auf. Dieser Prozess ermöglicht die Gewinnung hochwertiger, edelsüßer Weine.

Der Botrytisbefall an Trauben verursacht folgende Schäden:

  • Die Zerstörung der Beeren schwächt die Qualität und Quantität;

  • Produktion von Laccase. Dieses Enzym kann nicht durch SO2 desaktiviert werden. Es oxydiert die Polyphenole und führt zur Veränderungen der Farbe, des Geruchs sowie des Geschmackes der Weine;

  • Die Produktion von Polysacchariden führt zu Problemen bei der Filtration und Klärung;

  • Die Produktion von Glycerin, Essigsäure und Gluconsäure führt zu Qualitätsminderungen;

  • Die Produktion von Pektolasen und Esterasen fördert die Bildung von unlöslichem Depot;

  • Der Verbrauch von Vitaminen und Stickstoffverbindungen verursacht Gärstörungen. 

Bekämpfungsstrategien

Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen

Ursache von starkem Botrytisbefall ist eine zu starke Wüchsigkeit der Weinbergsanlage. Der beste Botrytisschutz erfolgt durch eine mäßige Wüchsigkeit und eine lockere Traubenstruktur. Dies kann man durch folgende Maßnahmen erreichen:

  • Botrytisfestere Klone (Lockerbeerige Klone),

  • Ausgewogene Ernährung,

  • Dem Ertrag angepasste Wüchsigkeit und Stickstoffdüngung,

  • Begrünungsmanagement,

  • Einseitige/Beidseitige Entlaubung der Traubenzone vor oder sofort nach der Blüte, (Infoblatt)

  • Traubenhalbieren,
  • Erster Laubschnitt so spät wie nur möglich (Infoblatt).

 

Direkte Bekämpfungsmaßnahmen

Stadium A (abgehende Blüte)
Es sind vorzugsweise Produkte mit Nebenwirkung gegen Botrytis zu verwenden. Zur Lockerung der Traubenstruktur können Bioregulatoren verwendet werden:

  • Gibb3: Pinot Noir, Pinot Blanc, Pinot Gris. Gibb3 wirkt auf die Befruchtungsvorgänge der Rebe und fördert das Längenwachstum der Stielgerüste.

  • Regalis Plus: bei Riesling, St Laurent. Regalis senkt die Konzentration der Gibberellin-Biosysnthese und führt zu einer Reduktion des Fruchtansatzes.

Stadium B (Kurz vor Traubenschluss)
Zu diesem Zeitpunkt sollte ein Spezialbotrytizid bei Sorten mit kompakter Traubenstruktur (Burgundersorten, Riesling) verwendet werden.

Stadium C (Reifebeginn)
Zu diesem Zeitpunkt sollte ein Spezialbotrytizid bei Sorten mit botrytisanfälliger Beerenhaut (Rivaner, Riesling) verwendet werden.

Bemerkung: Die Wirkung von Botrytiziden wird bei Sorten mit kompakter Traubenstruktur überschätzt! Bei Burgundersorten hat die einseitige Entblätterung der Traubenzone kurz nach der Blüte den gleichen Wirkungsgrad gegen Botrytis wie Botrytizide (+/- 30%). Die Kombination Entblätterung + Bioregulatoren oder Entblätterung + Botrytizid kann Wirkungsgrade von bis zu 80% gegen Botrytis erzielen.

Wegen möglicher Resistenzbildung sollten organische Botrytismittel aus der gleichen Wirkstoffgruppe pro Saison maximal 1-mal angewandt werden. Weitere Empfehlungen zum Einsatz von Spezialbotrytiziden können Sie aus unseren aktuellen Rebschutzempfehlungen entnehmen.  

 

Beispielbilder schadhafter Trauben
©DLR Mosel

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