1. Allgemeines
Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii stammt ursprünglich aus Asien, sie wurde 2008 erstmalig in Europa nachgewiesen. Im Gegensatz zu heimischen Arten ist sie in der Lage, Eier in intakte reifende Früchte abzulegen, dies macht sie zu einem Schädling für Obst- und Weinbau. Seit ihrem Erstnachweis 2014 in Luxemburg konnte anhand eines Monitorings festgestellt werden, dass die KEF sich in der Region etabliert hat und als Gelegenheitsschädling anzusehen ist, der je nach Witterungsverhältnissen in den einzelnen Jahren unterschiedlich stark auftreten kann. Ihr Schadpotential ist bedingt durch ihren schnellen Entwicklungszyklus und somit hohes Vermehrungspotential und durch ihr breites Wirtspflanzenspektrum hoch einzustufen.
2. Biologie
Feuchtwarme Witterung ist für die Entwicklung der KEF ideal. Optimale Temperaturen für ihre Vermehrung liegen zwischen 20-25° C, aktiv ist sie bereits ab 10° C. Ihre Entwicklung verläuft vom Ei über drei Larvenstadien zur Puppe und adulten Fliege. Bei günstiger Witterung ist der Entwicklungszyklus in 8 – 14 Tagen durchlaufen. Hohe Temperaturen im Sommer (>30° C) und niedrige Temperaturen im Winter wirken sich ungünstig auf die Populationsentwicklung der KEF aus.
3. Merkmale
Die deutlichsten Merkmale der Kirschessigfliege sind die schwarzen Flügelpunkte bei den Männchen und der sägeartige Eilegeapparat bei den Weibchen. Das Männchen erreicht eine Größe von 2,6-2,8 mm, das Weibchen ist mit max. 3,4 mm etwas größer. Es wird zwischen einer Winter- und einer Sommerform unterschieden. Die Winterform der KEF ist dunkler und größer als die Sommerform. Für die Unterscheidung der KEF von einheimischen Arten wird eine Lupe mit 10-facher Vergrößerung benötigt. Eier und Puppen lassen sich ebenfalls unterscheiden. Die in die Frucht gelegten Eier werden über 2 Atemfäden mit Sauerstoff versorgt, die aus der Frucht herausragen. Die Puppen können anhand sogenannter Atemhörnchen bestimmt werden.
4. Schadbild
Die Eiablage erfolgt ab einem Mostgewicht von ungefähr 60° Oe. Das Weibchen öffnet mit Hilfe seines Sägeapparates die Beerenhaut und legt seine Eier ab, die an den für Ihre Art typischen Atemfäden zu erkennen sind. Innerhalb des breiten Wirtspflanzenspektrums der KEF gehören Trauben nicht zu den Hauptwirtspflanzen. Die Schlupfrate an Trauben ist niedrig und stark von der Rebsorte abhängig. Kommt es zum Schlupf der Larve, ist dies anhand eines Safttropfens an der Einstichstelle zu erkennen. Bei Fraßaktivität werden die Einstichstelle und auch der Safttropfen größer, bevor die Beere in sich zusammen sackt. Die geöffnete Beerenhaut stellt eine ideale Eintrittspforte für Sekundärbesiedler dar. Zu den gefährdeten Rebsorten gehören rötlich und rot gefärbte frühreife Sorten. Sehr vereinzelt wurden auch Eiablagen an weißen Sorten festgestellt. Zu den gefährdeten Sorten in Luxemburg gehören: Pinotin, Frühburgunder, Cabernet Dorsa, St. Laurent, Dornfelder, Regent, Roter Elbling und verschiedene Tafeltrauben.




5. Bekämpfung der Kirschessigfliege durch Kulturmaßnahmen
Gezielte Kulturmaßnahmen ermöglichen es, ein für die Kirschessigfliege ungünstiges Klima herzustellen. Durch diese Maßnahmen kann ein potentieller Befall schon im Vorfeld deutlich reduziert werden:
- Gut durchlüftete Laubwand → Schnelleres Abtrocknen und Besonnung der Trauben. An besonnten Trauben konnte eine stark verminderte Eiablage festgestellt werden. Gefährdete Sorten sollten möglichst frei hängen.
- Optimaler Pflanzenschutz → Grundvoraussetzung, um jegliche Beschädigung zu vermeiden.
- Begrünung vor Reifebeginn kurz halten → Vermindert Feuchtigkeit und schattige Bereiche im Rebbestand, die für die Kirschessigfliege optimale Lebensbedingungen darstellen.
- Traubenhalbieren → Vor dem Umfärben vornehmen, dabei ist darauf zu achten die Beeren möglichst nicht zu verletzen. Findet die Regulierung zu spät statt, kann der austretende Saft Essigfliegen anlocken.
- Ertragsreduzierung → Werden bereits reifende Traubenteile rausgeschnitten, müssen diese unbedingt aus dem Weinberg entfernt werden.
- Hygienemaßnahmen → Bei aufgetretenem Befall müssen die befallenen Trauben entfernt und vernichtet werden. Die Entsorgung darf nicht im Weinberg oder in Weinbergsnähe erfolgen. Wenn möglich sollten befallene Trauben unter Folienabdeckung dem Sonnenlicht ausgesetzt werden (Solarisationsverfahren). Erst danach können die Trauben kompostiert werden.
- Rebbestand beobachten → Gefährdete Anlagen sollten ab ca. 20% verfärbter Beeren/Traube auf Eiablagen überprüft werden. Die Eiablage erkennt man mit Hilfe einer Lupe (10-fache Vergrößerung) an den weißen Atemschläuchen, die aus dem Ei herausragen. Für ein aussagekräftiges Ergebnis sollten mindestens 50 Beeren aus der gefährdeten Anlage überprüft werden.
6. Bekämpfung
Für die direkte Bekämpfung der Kirschessigfliege ist das Insektizid BOOMERANG (0,8L/ha) mit dem Wirkstoff Spinosad mit bis zu 3 Behandlungen/Jahr zugelassen.
Im Rahmen der Landschaftspflegeprämie darf es in den sensiblen Sorten max. 2 mal/Jahr und nach Meldung beim Weinbauinstitut eingesetzt werden. Die Wartezeit von 14 Tagen muss eingehalten werden.
Eigenschaften des Insektizids BOOMERANG:
- Fraß- und Kontaktwirkung gegen Insekten und Larven
- Behandlung der gesamten Laubwand erforderlich
- Maximal 2 Behandlungen im Abstand von 7 Tagen bei Sichtbarwerden der ersten Symptome
Bienenschutz Das Mittel ist bienengefährlich (B1), es darf nicht an blühenden Beständen und an Pflanzen angewandt werden, die von Bienen angeflogen werden (Honigtau, beschädigte Beeren…) Blühende Pflanzen müssen vor dem Einsatz abgemulcht werden! Wenn das Insektizid eingesetzt wird, sollte dies außerhalb der Hauptflugzeit der Bienen geschehen: früh morgens oder späte Abendstunden
Nehmen Sie vor dem Einsatz des Mittels BOOMERANG Kontakt mit ansässigen Imkern auf.
- Das Mittel ist nicht regen- und UV-stabil, Dauerwirkung von maximal 6-7 Tagen
Aufgrund der schnellen Vermehrungsrate und der hohen Anzahl an Wirtspflanzen lässt sich der Populationsaufbau durch den Einsatz von Insektiziden nur schwer regulieren. Der mehrfache Einsatz eines Insektizides wirkt sich negativ auf Bienen und Nützlinge aus. Durch die genannten präventiven kulturtechnischen Maßnahmen sind gute Ergebnisse zu erzielen, sie stellen eine umweltschonende Alternative zu einem Insektizideinsatz dar.
Wir weisen darauf hin, dass das Weinbauinstitut und ansässige Imker vor einem geplanten Insektizideinsatz informiert werden müssen!
Bekämpfung durch Netze:
Mit dem Einsatz feinmaschiger Netze konnten in den vergangenen Jahren gute Ergebnisse erzielt werden. Es handelt sich dabei um spezielle Netze mit einer geringen Maschenweite, die nach der letzten Pflanzenschutzmittelbehandlung in Höhe der Traubenzone installiert werden. Weitere Informationen erhalten Sie über das Weinbauinstitut.