Wirtschaftssektor Landwirtschaft

Internationale Handelsbeziehungen und Handel mit Agrarprodukten

Der internationale Handel ist für die Entwicklung des Lebenshaltungsniveaus der Bevölkerung unverzichtbar. Ohne internationalen Handel wäre die Auswahl der verfügbaren Produkte viel beschränkter und die Preise höher. Der internationale Handel funktioniert umso besser wenn die Regeln harmonisiert sind und es keine unnötigen Einschränkungen des Handels gibt. Durch die ununterbrochenen Anstrengungen der Mitgliedstaaten der EU seit ihrer Gründung konnte der gemeinsame Binnenmarkt mit dem freien Verkehr der Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital in der EU realisiert werden. Mit den Drittstaaten, die nicht Mitglied der EU sind, gibt es Handelseinschränkungen. Diese können durch Handelsabkommen, wie zum Beispiel das CETA-Abkommen zwischen Kanada und der EU, abgebaut werden. Beim Abschluss von Handelsabkommen muss die EU darauf achten, dass die hohen Standards innerhalb der EU in vielen Bereichen wie Verbraucherschutz, Tierwohl oder Umweltschutz nicht durch den Zugang von Produkten, die diese Standards nicht erfüllen, unterlaufen werden. Außerdem muss den Entwicklungsländern die Beteiligung an der Entwicklung des internationalen Handels als vollwertige Partner zugestanden werden.

Die Ausarbeitung von Freihandelsverträgen zwischen der EU und bestimmten Drittländern oder Gruppen von Drittländern muss weitergeführt werden. Allerdings dürfen diese Verträge die Bemühungen, ein multilaterales Regelwerk für internationalen Handel durch die Welthandelsorganisation (WTO) herbeizuführen, nicht behindern. Der Verhandlungszyklus von Doha, der 2001 begann, muss fortgesetzt und abgeschlossen werden. Die Handelsabkommen, die außerhalb der WTO abgeschlossen werden, dürfen das innerhalb der WTO Erreichte nicht wieder in Frage stellen.

Der luxemburgische Agrar- und Lebensmittelsektor ist ebenfalls für seine Weiterentwicklung direkt oder indirekt abhängig von guten Zugangsbedingungen zu den Drittlandsmärkten.

Wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft Luxemburgs

Das Großherzogtum Luxemburg hat ein durch die Landwirtschaft stark geprägtes Landschaftsbild: 51 Prozent der Landesfläche Luxemburgs werden landwirtschaftlich genutzt. Das sind 132.811 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sind 62.472 Hektar Ackerfläche. Bei etwa 68.537 Hektar handelt es sich um Wiesen und Weiden. Auf Luxemburgs Ackerflächen wurden 2021 mit 49 % überwiegend Futterpflanzen wie Mais und Feldfutter angebaut, auf rund 42 % der Ackerfläche wurden Getreidesorten angebaut. (Quelle: Statec)

Im Jahr 2021 gab es in Luxemburg insgesamt noch 1.869 landwirtschaftliche Betriebe, davon bewirtschafteten 518 Betriebe 100 Hektar oder mehr. 468 Betriebe bewirtschafteten zwischen 50 und 99 Hektar. Die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe ist seit geraumer Zeit rückläufig: Im Jahr 2000 existierten insgesamt noch rund 2.728 Betriebe, es bewirtschafteten allerdings nur 296 Betriebe mehr als 100 Hektar. Bei der Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe handelt es sich noch um Familienbetriebe. Knapps 60 % aller Landwirte arbeiten hauptberuflich in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb, der restliche Teil tut dies nebenberuflich und geht noch einer anderen hauptberuflichen Tätigkeit nach. (Quelle: Statec)

In Luxemburg wurden im Jahr 2021 durchschnittlich rund 71,06 Hektar Land je Betrieb bewirtschaftet. Zur Jahrtausendwende wurden hingegen im Durchschnitt nur rund 46,78 Hektar bewirtschaftet. 2021 wurden in Luxemburg rund 189.543 Rinder, 82.367 Schweine und 170.591 Hühner gehalten. (Quelle: Statec)

Der Anteil der Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung (Valeur ajoutée brute au prix de base), d. h. des Gesamtwertes aller Waren und Dienstleistungen, die im betreffenden Jahr innerhalb der Landesgrenzen hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen, lag im Jahr 2022 allerdings bei lediglich 0,3 Prozent. Zum Vergleich: 2022 trug die Industrie 13,5 Prozent und der Dienstleistungssektor 86,2 Prozent an der Bruttowertschöpfung des Landes bei.

Insgesamt gingen im Jahr 2021 rund 486.700 Personen auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt einer Beschäftigung nach, bei einer Bevölkerungszahl von etwa 634.700 Personen. Der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten am Luxemburger Arbeitsmarkt lag im selben Jahr bei 0,7 Prozent. (Quelle: Statec)

Landwirtschaftliches Ergebnis

Auf Basis des landwirtschaftlichen Testbetriebsnetzes (LTBN) ermittelt die Abteilung Buchführung und Beratung des Service d’économie rurale jedes Jahr die Einkommenslage der landwirtschaftlichen Unternehmen in Luxemburg.

Nach den schwierigen Jahren 2015 und 2016, in denen die Landwirtschaft insbesondere aufgrund eines Preistiefs in der Milchwirtschaft mit schweren Umsatzeinbußen zu kämpfen hatte, können die Folgejahre als äußerst positiv beurteilt werden.  Die Märkte konnten sich wieder erholen; die Erzeugerpreise stiegen neben der Milchwirtschaft auch in allen anderen landwirtschaftlichen Produktionssparten mit Ausnahme des zwischen 2016 und 2017 stagnierenden Weinbaus. Seit 2017 liegt das Ordentliche Ergebnis über dem Fünfjahresdurchschnitt von knapp 60.000 Euro je Unternehmen.

Besonders hoch fiel das Ordentliche Ergebnis im Wirtschaftsjahr 2020 aus. Mit 68.900 Euro je Unternehmen lag das Ordentliche Ergebnis deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt. Das durchschnittliche Ordentliche Ergebnis des Wirtschaftsjahres 2020 ist um 14 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das landwirtschaftliche Einkommen je Familien-Arbeitskraft lag auf dieser Berechnungsgrundlage 2020 bei durchschnittlich 46.700 Euro.

Verantwortlich für diese positive Entwicklung sind gute Erzeugerpreise und eine seit dem Jahr 2017 anhaltende stabile Marktlage in der Milchwirtschaft, welches das Hauptstandbein der luxemburgischen Landwirtschaft ist. In den übrigen Sektoren sieht das allerdings anders aus – das Ordentliche Ergebnis unterliegt großen Schwankungen je nach Betriebsausrichtung und zwischen den einzelnen Betrieben innerhalb einer Betriebsausrichtung gibt es größere Streuungen. Aufgrund der durch die Corona-Pandemie bedingten Schließungen großer Schlachthöfe, der Steigerung der Futtermittelpreise und dem Ausbruch der Schweinepest in Deutschland, fielen die Erzeugerpreise und damit das Ergebnis der Schweineproduktion im Vergleich zum Vorjahr. Rinderaufzucht- und Rindermastbetriebe erwirtschafteten im Jahr 2020 lediglich ein durchschnittliches Ordentliches Ergebnis von rund 24.540 Euro je Unternehmen. Dies ist ein existenzgefährdendes Niveau, welches aufgrund niedriger Umsatzerlöse und hoher Infrastrukturkosten ein strukturelles Problem darstellt.

Aufgrund stetig steigender Preise für Treibstoff, Saatgut, Futtermittel und Düngemittelpreise – insbesondere im letzten Quartal, geriet das Ordentliche Ergebnis im Jahr 2021 stark unter Druck und fiel um 10 % auf 62.000 Euro je Unternehmen. Das landwirtschaftliche Einkommen je Familien-Arbeitskraft lag 2021 auf 43.500 Euro.

Für das Jahr 2022 prognostizierte der Service d’économie rurale eine Steigerung des durchschnittlichen Ordentlichen Ergebnisses für alle Betriebsausrichtungen um 67 %. 2022 war ein sehr volatiles Jahr, geprägt durch sehr stark steigende Preise für landwirtschaftliche Produkte, insbesondere für Milch, Getreide, Rind- und Schweinefleisch. Parallel dazu stiegen weiterhin, bedingt durch den Krieg in der Ukraine, die Energiekosten und die Preise für landwirtschaftliche Betriebsmittel. Dennoch überwiegte der Anstieg der Erzeugerpreise den Anstieg der Betriebsmittelpreise und die landwirtschaftlichen Betriebsergebnisse fielen durchaus positiv aus. Durch kluge Nutzung der vorhandenen Futtermittel, sorgfältigem Umgang der vorhandenen Düngemittel, äußerst rationeller Nutzung der übrigen Betriebsmittel und durch geschicktes Krisenmanagement, wirkten sich die hohen Erzeugerpreise positiv auf die Einkommenslage der Betriebe aus.

Im Weinbau jedoch wurde durch die anhaltende Dürre ein Rückgang der Produktionsmenge verzeichnet. Dies führte zu einem Rückgang des durchschnittlichen Ordentlichen Ergebnisses um 15 %.

Standardoutput

Die Europäische Union verwendet Indikatoren, um die Wirtschaftlichkeit von landwirtschaftlichen Betrieben in verschiedenen Ländern zu bestimmen. Auf diese Weise kann eine homogene Klassifizierung der landwirtschaftlichen Betriebe nach wirtschaftlicher Betriebsgröße und betriebswirtschaftlicher Ausrichtung erfolgen. Bis 2010 war dieser Indikator der Standarddeckungsbeitrag, welcher 2010 durch den Standardoutput ersetzt wurde.

Der Standardoutput-Koeffizient (SOK) eines landwirtschaftlichen (pflanzlichen oder tierischen) Erzeugnisses ist der durchschnittliche Geldwert der landwirtschaftlichen Erzeugung zu Ab-Hof-Preisen, der je Hektar oder je Stück Vieh in Euro angegeben wird.  Für jedes landwirtschaftliche Erzeugnis wird je Produktionseinheit (Tier, Hektar) ein regionaler SO-Koeffizient als Durchschnittswert über einen Bezugszeitraum berechnet. Um die Auswirkungen kurzzeitiger konjunkturbedingter Schwankungen zu glätten, die bei der durch zyklische Verläufe geprägten Viehhaltung oder im Gartenbau erhebliche Dimensionen annehmen können, werden die SO-Koeffizienten als Durchschnitt eines Bezugszeitraums berechnet, der fünf aufeinander folgende Kalender- oder Landwirtschaftsjahre umfasst. Die Summe aller SOK pro Hektar Anbaufläche und Stück Vieh eines Betriebs ist ein Maß für seine wirtschaftliche Gesamtgröße in Euro. Die Standardoutput-Koeffizienten werden dreimal in zehn Jahren erneuert.

Standarddeckungsbeitrag

Der Begriff des Standarddeckungsbeitrags (StDB), auf französisch „marges brutes standard“, wird zur Bestimmung der wirtschaftlichen Betriebsgröße verwendet, ausgedrückt in Euro. Dieser Begriff wurde bis 2010 in der landwirtschaftlichen Betriebsstrukturerhebung des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) verwendet. Seither dient hierzu der Standardoutput.

Der StDB wird nur noch in Luxemburg national berechnet und dient lediglich zur Bestimmung des theoretischen landwirtschaftlichen Betriebseinkommens, welches zur Ermittlung der Beiträge des Centre commun de la sécurité sociale (CCSS) und daran direkt gekoppelt die Beiträge der Landwirtschaftskammer dient.

Definition

Der Standarddeckungsbeitrag (StDB) je Flächen- oder Tiereinheit wird definiert als der Wert in Euro des Ertrags je Hektar oder Nutztier inklusive der flächenbezogenen Direktzahlungen abzüglich der entsprechenden variablen Spezialkosten. Für jedes Gebiet wird allen pflanzlichen und tierischen Erzeugungen ein StDB zugewiesen.

Die StDB werden vom Service d'économie rurale selbst, auf der Grundlage von empirischen, für die landwirtschaftlichen Betriebe gesammelten Daten berechnet. Um Verzerrungen aufgrund von Schwankungen z. B. in der Produktion (wegen ungünstiger Wetterverhältnisse) oder bei Aufwand und Ertrag zu vermeiden, geht man seit 2010 vom Fünfjahresdurchschnitt aus.

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