Wirtschaftssektor Landwirtschaft

Internationale Handelsbeziehungen und Handel mit Agrarprodukten

Der internationale Handel bleibt ein zentraler Motor für die Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung. Ohne ihn wäre die Produktvielfalt deutlich eingeschränkt und viele Waren wären teurer. Besonders effizient funktioniert der internationale Handel, wenn Handelsregeln harmonisiert und unnötige Handelshemmnisse abgebaut sind.

Dank der kontinuierlichen Bemühungen der EU-Mitgliedstaaten seit ihrer Gründung konnte der Binnenmarkt mit dem freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital geschaffen werden. Im Handel mit Drittstaaten, die nicht Mitglied der EU sind, bestehen jedoch nach wie vor Einschränkungen. Diese können durch bilaterale oder multilaterale Handelsabkommen reduziert werden.

Ein bedeutender Fortschritt in diesem Zusammenhang ist die politische Einigung über das EU-Mercosur-Abkommen, die Ende 2024 erzielt wurde. Ziel dieses Abkommens ist es, die Handelsbeziehungen mit den Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) zu intensivieren, Zölle abzubauen und nachhaltige Entwicklungsziele zu fördern. Die Ratifizierung steht allerdings noch aus, da einige EU-Mitgliedstaaten Vorbehalte hinsichtlich Umwelt- und Agrarstandards äußern.

Im digitalen Bereich hat die EU im Februar 2025 ihr erstes digitales Handelsabkommen mit Singapur vorgestellt. Dieses zielt darauf ab, digitale Handelsbarrieren abzubauen und gemeinsame Standards für den digitalen Handel zu etablieren.

Auch das Interims-Handelsabkommen mit Chile, das im Februar 2025 in Kraft trat, stellt einen wichtigen Schritt dar, um Handelshemmnisse zu senken und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen.

Beim Abschluss solcher Abkommen muss die EU sicherstellen, dass ihre hohen Standards in Bereichen wie Verbraucher- und Umweltschutz sowie Tierwohl gewahrt bleiben und nicht durch Importe von Produkten unterlaufen werden, die diesen Anforderungen nicht entsprechen. Gleichzeitig ist es wichtig, Entwicklungsländern eine gleichberechtigte Teilhabe am globalen Handel zu ermöglichen.

Die Verhandlungen über neue Freihandelsabkommen mit einzelnen Drittstaaten oder Ländergruppen sollten weitergeführt werden. Dabei dürfen diese bilateralen Abkommen nicht die Bemühungen um ein umfassendes, multilaterales Handelssystem im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) untergraben. Der im Jahr 2001 gestartete Doha-Verhandlungszyklus ist weiterhin blockiert, was die Notwendigkeit unterstreicht, multilaterale Handelsregeln zu stärken.

Auch der luxemburgische Agrar- und Lebensmittelsektor ist in hohem Maße auf einen möglichst ungehinderten Zugang zu Märkten außerhalb der EU angewiesen – sei es direkt oder indirekt über internationale Wertschöpfungsketten.

Wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft Luxemburgs

Das Großherzogtum Luxemburg hat ein durch die Landwirtschaft stark geprägtes Landschaftsbild: 51 Prozent der Landesfläche Luxemburgs werden landwirtschaftlich genutzt. Das sind 132.811 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sind 62.472 Hektar Ackerfläche. Bei etwa 68.537 Hektar handelt es sich um Wiesen und Weiden. Auf Luxemburgs Ackerflächen wurden 2021 mit 49 % überwiegend Futterpflanzen wie Mais und Feldfutter angebaut, auf rund 42 % der Ackerfläche wurden Getreidesorten angebaut. (Quelle: Statec)

Im Jahr 2021 gab es in Luxemburg insgesamt noch 1.869 landwirtschaftliche Betriebe, davon bewirtschafteten 518 Betriebe 100 Hektar oder mehr. 468 Betriebe bewirtschafteten zwischen 50 und 99 Hektar. Die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe ist seit geraumer Zeit rückläufig: Im Jahr 2000 existierten insgesamt noch rund 2.728 Betriebe, es bewirtschafteten allerdings nur 296 Betriebe mehr als 100 Hektar. Bei der Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe handelt es sich noch um Familienbetriebe. Knapps 60 % aller Landwirte arbeiten hauptberuflich in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb, der restliche Teil tut dies nebenberuflich und geht noch einer anderen hauptberuflichen Tätigkeit nach. (Quelle: Statec)

In Luxemburg wurden im Jahr 2021 durchschnittlich rund 71,06 Hektar Land je Betrieb bewirtschaftet. Zur Jahrtausendwende wurden hingegen im Durchschnitt nur rund 46,78 Hektar bewirtschaftet. 2021 wurden in Luxemburg rund 189.543 Rinder, 82.367 Schweine und 170.591 Hühner gehalten. (Quelle: Statec)

Der Anteil der Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung (Valeur ajoutée brute au prix de base), d. h. des Gesamtwertes aller Waren und Dienstleistungen, die im betreffenden Jahr innerhalb der Landesgrenzen hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen, lag im Jahr 2022 allerdings bei lediglich 0,3 Prozent. Zum Vergleich: 2022 trug die Industrie 13,5 Prozent und der Dienstleistungssektor 86,2 Prozent an der Bruttowertschöpfung des Landes bei.

Insgesamt gingen im Jahr 2021 rund 486.700 Personen auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt einer Beschäftigung nach, bei einer Bevölkerungszahl von etwa 634.700 Personen. Der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten am Luxemburger Arbeitsmarkt lag im selben Jahr bei 0,7 Prozent. (Quelle: Statec)

Landwirtschaftliches Ergebnis

Auf Basis des landwirtschaftlichen Testbetriebsnetzes (LTBN) ermittelt die Abteilung Buchführung und Beratung des Service d’économie rurale jedes Jahr die Einkommenslage der landwirtschaftlichen Unternehmen in Luxemburg.

Die Entwicklung des Ordentlichen Ergebnisses der landwirtschaftlichen Betriebe Luxemburgs.
© SER

Nach den schwierigen Jahren 2015 und 2016, in denen die Landwirtschaft insbesondere aufgrund eines Preistiefs in der Milchwirtschaft mit schweren Umsatzeinbußen zu kämpfen hatte, können die Folgejahre als äußerst positiv beurteilt werden.  Die Märkte konnten sich wieder erholen; die Erzeugerpreise stiegen neben der Milchwirtschaft auch in allen anderen landwirtschaftlichen Produktionssparten mit Ausnahme des zwischen 2016 und 2017 stagnierenden Weinbaus. Seit 2017 liegt das Ordentliche Ergebnis über dem Fünfjahresdurchschnitt von knapp 60.000 Euro je Unternehmen.

Besonders hoch fiel das Ordentliche Ergebnis im Wirtschaftsjahr 2020 aus. Mit 68.900 Euro je Unternehmen lag das Ordentliche Ergebnis deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt. Das durchschnittliche Ordentliche Ergebnis des Wirtschaftsjahres 2020 ist um 14 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das landwirtschaftliche Einkommen je Familien-Arbeitskraft lag auf dieser Berechnungsgrundlage 2020 bei durchschnittlich 46.700 Euro.

Verantwortlich für diese positive Entwicklung sind gute Erzeugerpreise und eine seit dem Jahr 2017 anhaltende stabile Marktlage in der Milchwirtschaft, welches das Hauptstandbein der luxemburgischen Landwirtschaft ist. In den übrigen Sektoren sieht das allerdings anders aus – das Ordentliche Ergebnis unterliegt großen Schwankungen je nach Betriebsausrichtung und zwischen den einzelnen Betrieben innerhalb einer Betriebsausrichtung gibt es größere Streuungen. Aufgrund der durch die Corona-Pandemie bedingten Schließungen großer Schlachthöfe, der Steigerung der Futtermittelpreise und dem Ausbruch der Schweinepest in Deutschland, fielen die Erzeugerpreise und damit das Ergebnis der Schweineproduktion im Vergleich zum Vorjahr. Rinderaufzucht- und Rindermastbetriebe erwirtschafteten im Jahr 2020 lediglich ein durchschnittliches Ordentliches Ergebnis von rund 24.540 Euro je Unternehmen. Dies ist ein existenzgefährdendes Niveau, welches aufgrund niedriger Umsatzerlöse und hoher Infrastrukturkosten ein strukturelles Problem darstellt.

Aufgrund stetig steigender Preise für Treibstoff, Saatgut, Futtermittel und Düngemittelpreise – insbesondere im letzten Quartal, geriet das Ordentliche Ergebnis im Jahr 2021 stark unter Druck und fiel um 10 % auf 62.000 Euro je Unternehmen. Das landwirtschaftliche Einkommen je Familien-Arbeitskraft lag 2021 auf 43.500 Euro.

Für das Jahr 2022 prognostizierte der Service d’économie rurale eine Steigerung des durchschnittlichen Ordentlichen Ergebnisses für alle Betriebsausrichtungen um 67 %. 2022 war ein sehr volatiles Jahr, geprägt durch sehr stark steigende Preise für landwirtschaftliche Produkte, insbesondere für Milch, Getreide, Rind- und Schweinefleisch. Parallel dazu stiegen weiterhin, bedingt durch den Krieg in der Ukraine, die Energiekosten und die Preise für landwirtschaftliche Betriebsmittel. Dennoch überwiegte der Anstieg der Erzeugerpreise den Anstieg der Betriebsmittelpreise und die landwirtschaftlichen Betriebsergebnisse fielen durchaus positiv aus. Durch kluge Nutzung der vorhandenen Futtermittel, sorgfältigem Umgang der vorhandenen Düngemittel, äußerst rationeller Nutzung der übrigen Betriebsmittel und durch geschicktes Krisenmanagement, wirkten sich die hohen Erzeugerpreise positiv auf die Einkommenslage der Betriebe aus.

Im Weinbau jedoch wurde durch die anhaltende Dürre ein Rückgang der Produktionsmenge verzeichnet. Dies führte zu einem Rückgang des durchschnittlichen Ordentlichen Ergebnisses um 15 %.

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