Buchführung

Der Service d’économie rurale (SER) erstellt rund 760 betriebswirtschaftliche Buchführungen für Landwirte, Winzer und Gärtner. Mit dieser Hilfestellung liefert der SER ein Instrument, das heute unverzichtbar für die landwirtschaftliche Betriebsführung geworden ist. Die Buchführung gibt dem Landwirt jederzeit einen Überblick über die Liquidität seines Unternehmens und dient, mit Hilfe des Jahresabschlusses, als wichtige Entscheidungshilfe bei der Betriebsführung.

Im Gegensatz zur steuerlichen Buchführung, die ausschließlich auf die Gewinnermittlung zielt, verfolgt der SER die Aufgabe, dem Landwirt Daten als Entscheidungshilfe bei Fragen der Organisation und Führung des landwirtschaftlichen Betriebes zur Verfügung zu stellen: Entstehung und Verwendung des Gewinns, Vermögensaufteilung in Eigen- und Fremdkapital, sowie Entwicklung dieser und anderer Eckwerte geben rechtzeitig Auskunft über Wachstumschancen oder Risiken des Betriebes. Der Jahresabschluss liefert eine Vielzahl wirtschaftlicher Kennwerte, erstellt auf Grund der vom Betriebsleiter gesammelten und vom SER ausgewerteten Daten.

Diese Daten stellen die Grundlage für alle weiteren betriebswirtschaftlichen und produktionstechnischen Auswertungen sowie für die wirtschaftliche Betriebsberatung dar.

Betriebsvergleich

Der Betriebsvergleich, welcher direkt vom Jahresabschluss abgeleitet und den Betrieben im letzten Jahresquartal zugesandt wird, ermöglicht dem Betriebsleiter einen Überblick seiner Erfolgsdaten und eine objektive Einschätzung seiner Betriebssituation. Die Buchführungsbetriebe erhalten in diesem Zusammenhang zwei Auswertungen:

Benchmarking

Das Benchmarking (vorher horizontaler Betriebsvergleich) setzt den Betrieb ins Verhältnis zu anderen ähnlich orientierten Unternehmen und stellt wichtige betriebswirtschaftliche Kenndaten gegenüber: in der ersten Kolonne die des eigenen Betriebes, in den angrenzenden Spalten, die der Vergleichsgruppe, gegliedert nach erfolgreichen Betrieben, Gesamtdurchschnitt und weniger erfolgreichen Betrieben. Verschiedene Produktionsorientierungen können jedoch in Folge der zu niedrigen Betriebszahl nicht nach Spitzen- und Endgruppen unterteilt werden.

Die Wirtschaftlichkeit wird anhand von jeweils drei Kriterien in den Bereichen Rentabilität, Stabilität und Liquidität dargestellt:

  • Bei den Indikatoren des Bereiches Rentabilität handelt es sich um das Ordentliche Ergebnis, die Gewinnrate und den Netto-Rentabilitätskoeffizienten.
  • Die Indikatoren des Bereiches Liquidität sind der Cash flow III, die Liquidität dritten Grades sowie die mittelfristige Kapitaldienstgrenze.
  • Die Indikatoren des Bereiches Stabilität lauten Eigenkapital lt. Bilanz, Fremdkapitaldeckung II und Veralterungsgrad.

Vertikaler Betriebsvergleich

Im vertikalen Betriebsvergleich sind die Kenndaten der letzten fünf verfügbaren Jahre ausgewiesen. Diese Auswertung zeichnet somit die Entwicklung der Betriebsdaten im Verlauf der Jahre. Der Seitenaufbau ist bis auf die letzte Seite für sämtliche Produktionsorientierungen identisch zum Benchmarking. Deshalb ist es sehr einfach, sich mit anderen Orientierungen zu vergleichen (die Durchschnitte können auf Wunsch beim SER nachgefragt werden).

Instrumente für das Betriebsmanagement

Die Anwendungen der wirtschaftlichen Buchführung und speziell des LTBN sind vielfältig: sie reichen von Standardauswertungen bis hin zu spezifischen Studien. Sie dienen zu statistischen Zwecken, sind aber in erster Linie auch Instrumente für das Management der landwirtschaftlichen Unternehmen.

  • Das zentrale Element stellt die Auswertung der jährlichen Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe dar. Die Zahlen basieren auf den Ergebnissen des Testbetriebsnetzes und werden jedes Jahr im Herbst beim Buchstellentag vorgestellt und anschließend veröffentlicht.
  • Als wichtige Komponente des Jahresabschlusses und effizientes Beratungsinstrument gelten die Auswertungen von Benchmarking und vertikalem Betriebsvergleich.
  • Um den Betriebsleitern Aufschluss über die Rentabilität der einzelnen Produktionen zu geben erfolgt parallel zur Erarbeitung des Jahresabschlusses die Berechnung der Direktkostenfreien Leistung (DKL) der verschiedenen Betriebszweige. Auch die Betriebszweigabrechnung wird über sämtliche Buchführungsbetriebe ausgewertet und veröffentlicht.
  • Einmal im Jahr werden ebenfalls die Vollkostenrechnungen für die Betriebsausrichtung der spezialisierten Milchviehbetriebe sowie der Rinderaufzucht- und Rindermastbetrieb zur Verfügung gestellt. Auf Anfrage werden auch Vollkostenrechnungen für andere Betriebsausrichtung zur Verfügung gestellt.
  • Die Preisstatistik ist eine standardmäßige Auswertung, die den Landwirten hilft, die Einkaufspreise ihrer Betriebsmittel (Dünger, Pflanzenschutzmittel, Futter) zu vergleichen. Die Produkte werden mit einem gewichteten durchschnittlichen Einkaufspreis sowie an Hand der 25 % niedrigsten und 25 % höchsten Einkaufspreise dargestellt.
  • Stickstoff, Phosphor und Kali sind wichtige Nährstoffe, die für eine effiziente Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte unentbehrlich sind. Aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen ist es allerdings notwendig, den Einsatz insbesondere von Stickstoff und Phosphor aus zugekauften Düngemitteln über einen längeren Zeitraum im Rahmen von Nährstoffbilanzen zu beobachten. Die Abteilung Buchführung des SER stellt aus diesem Grund eine Feld-Stall-Bilanz auf Basis der wirtschaftlichen Buchführung.
  • Zusätzlich zu Publikationen oder Konferenzen steht das SER-Beraterteam den Landwirten, Winzern und Gärtnern unentgeltlich zur Verfügung für sämtliche Formen der betriebswirtschaftlichen Beratung. Fundiertes Zahlenmaterial, wie es die wirtschaftliche Buchführung liefert, bildet die Basis jeder aussagekräftigen Beratung.

Bestandteile der Buchführung

Das Buchführungsjahr entspricht dem Kalenderjahr, d. h. es beginnt am 1. Januar und endet am 31. Dezember. Beim Eintritt in die Buchführung werden alle Daten des jeweiligen Betriebes einschließlich der Nebenbetriebe erfasst: Boden, Gebäude, Maschinen, Vieh, Vorräte, Guthaben- und Schuldkonten, …

Monatlich werden sämtliche, dem Betrieb zugeordneten Daten, via Geldvorgänge (Einnahmen, Ausgaben) und Naturalvorgänge (z. B.: Viehgeburten, Ernte) fortgeschrieben.

Beim Inventar zum Jahresende werden Anbaufläche, Erntemenge, Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, Arbeitskräfteeinsatz usw. notiert, sowie die über das Jahr gemeldeten Geschäftsvorfälle überprüft und ergänzt. Sind alle dem Jahr dazugehörigen Rechnungen gebucht, wird der Jahresabschluss erstellt und dem Betrieb zugeschickt.

Der Jahresabschluss der wirtschaftlichen Buchführung umfasst vier Hauptbestandteile:

Jahresbilanz

  • Auflistung der im Betrieb eingesetzten Vermögensgüter nach abnehmender Anlagedauer auf der Aktivseite;
  • Herkunft des Vermögens mit Eigen- und Fremdkapital auf der Passivseite.

Gewinn- und Verlustrechnung

  • Gegenüberstellung der Aufwands- und Ertragsposten für die jeweilige Abrechnungsperiode. Die Differenz zwischen beiden Größen ergibt den Gewinn oder den Verlust, je nachdem ob die Erträge die Aufwendungen übersteigen oder darunter liegen.
  • Gegebenenfalls ist die Gewinn- und Verlustrechnung nach Unternehmensbereichen (z. B. Solarlanlage/Betrieb/Biogasanlage) gegliedert.
  • Die Gewinn- und Verlustrechnung gibt Aufschluss über die Rentabilität des Unternehmens und ist damit die wichtigste Information im Jahresabschluss.

Anhang zur Bilanz

Im Anhang finden sich wirtschaftliche und technische Zusatzinformationen wieder, z. B. eine detaillierte Aufstellung der Anlagegüter und der Vorräte, eine Übersicht der Betriebs- und der Anbaufläche, der Viehbestände sowie der naturalen Leistungen und Erträge.

Kostenrechnung

  • Die Direktkostenfreie Leistung (DKL) ist das Ergebnis der Kostenrechnung, welche innerhalb eines Betriebszweigs (Weizen, Silomais, Milchvieh, Mastschweine, ...) die Leistungen und Kosten gegenübergestellt.
  • Die Direktkostenfreie Leistung ist eine wichtige Kennzahl für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und der Konkurrenzstärke der jeweiligen Produktion und indirekt, des professionellen Könnens des Betriebsleiters.

Die SER-Buchführung ist kostenlos, neutral und vertraulich, da sie dem Datenschutz unterliegt.

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