Varroa Sensitive Hygiene - VSH-LU (EIP AGRI) Selektion von Genotypen der Honigbiene (Apis mellifera) auf Varroa Sensitive Hygiene (VSH)
Dieses Projekt ist abgeschlossen.
Projektziel
Unter Varroa Sensitive Hygiene (VSH) versteht man das Erkennen und Ausräumen von Bienenbrut, die mit der Varromilbe befallen ist, durch die Arbeiterinnen eines Bienenvolkes. Auf diese Weise wird der Vermehrungszyklus der Milbe unterbrochen und die Milbenpopulation reduziert. Dieses Verhalten ist genetisch fixiert und soll mittels Selektion und gezielter Verpaarung auf der Basis eines genetisch breiten Pools additiv in Elitezuchtlinien mit hoher VSH-Ausprägung kombiniert werden, um
- die Überwinterungsverluste durch die Varroamilbe zu reduzieren,
- Behandlungsmittel zur Kontrolle der Varromilbe in der Anwendung einzusparen und hierdurch Rückstände in Bienenprodukten zu vermeiden und
- langfristig die heimische Imkerei nachhaltig zu sichern.
Beschreibung
Durch die Selektion eines genetischen breiten Bienenmaterials mit phänotypisch ausgeprägter Varroa-Sensitiv-Hygiene (VSH) sowie der additiven Zusammenführung dieser VSH-Gene durch Eindrohnbesamungen sollen langfristig Elitezuchtlinien gebildet werden. Diese Zuchtlinien werden einerseits durch die instrumentelle Besamung in den Luxemburger Bienen weiter gefestigt und andererseits ermöglichen sie durch Aufstellen von Völkern mit hoher VSH-Ausprägung auf Begattungsplätzen durch natürliche Begattungen der Jungköniginnen eine flächige Verteilung der VSH in Luxemburger Wirtschaftsvölkern. Innerhalb von zehn Jahren könnten dadurch selbst nicht aktiv züchtende Imker von der VSH profitieren, indem sich die Völkerverluste durch Varroa deutlich reduzieren, Varroa-Behandlungen weniger intensiv durchgeführt werden müssen und sich dadurch auch das potentielle Risiko von chemischen Rückständen in den Bienenprodukten vermindert, was nachhaltig zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit beiträgt. Der sich aus der VSH ergebende Verzicht auf den Einsatz von Varroabehandlungsmittel (Ameisensäure, Oxalsäure, usw.) führt auch zur Kostenentlastung bei der Behandlung der Bienen.
Für das geplante Projekt ist eine Laufzeit von zunächst drei Jahren (2017-2019) vorgesehen, wobei sich folgende drei Projektziele und daraus resultierende Milestones ergeben:
Milestone 1: Prüfung der Luxemburger Bienenpopulation hinsichtlich ihrer phänotypischen Ausprägung der VSH durch künstliche Besamung ausgewählter Herkünfte verschiedener Imker, mittels künstlicher Milbeninfektion und Auszählung des Befalls.
Milestone 2: Intensivierung der in Milestone 1 gefundenen, phänotypischen VSH-Ausprägung durch spezielle Zuchtmethoden (Eindrohnbesamungen) an den Nachkommen.
Milestone 3: Errichtung eines Begattungsstandes auf der Basis der im Milestone 2 geschaffenen Nachkommen mit hoher phänotypischer VSH-Ausprägung zur flächigen, natürlichen Verbreitung der VSH-Gene durch die Drohnen aus diesen Völkern.
Dauer
Januar 2017 - Dezember 2021
Projektträger
Partner
Resultate
Das Auffinden und das additive Zusammenfügen von Resistenzmechanismen durch instrumentelle Besamung hat überraschend schnell bei der Luxemburgischen Buckfastbiene zu vollresistenten Linien geführt. Bei dieser Bienenrasse begann das Zuchtprogramm bereits viele Jahre früher als bei anderen Zuchtrassen. Aber auch bei der Carnicabiene wurden sehr gute Ergebnisse erzielt, die es weiterzuführen gilt. Bei beiden Zuchtrassen ist das Ziel einer vollkommenen Resistenz gegenüber Varroa destructor in greifbarer Nähe und zum Teil (bei einigen Linien der Zuchtrasse Buckfast) sogar erreicht.
Zwei Begattungsstände (Nähe Fingig und Nähe Vianden) sind in Betrieb genommen worden. Im größeren Umkreis dieser Begattungsstände stehen jeweils 80 bis 100 Bienenvölker aus resistenter Abstammung. Deren Drohnen begatten mehrheitlich die auf den Begattungsständen aufgestellten Jungköniginnen. Die hieraus hervorgehenden Bienenvölker sind in hohem Maße resistent gegenüber der Varroamilbe, d. h. sie benötigen keinerlei oder kaum noch eine Behandlung (Stand der Ergebnisse Herbst 2021). Die Begattungsstände sind für alle Imker offen bei Einhaltung der sanitären Regeln und können entsprechend der internen Reglementierung benutzt werden. Hierdurch werden intensivierte Resistenzgene in die allgemeine Bienenpopulation gebracht. Die Varroasituation im Land wird sich auf Dauer hierdurch auch bei nichtzüchtenden Imkern in den kommenden Jahren voraussichtlich entspannen.
Kosten
Die Kosten für das gesamte Projekt, die vom Ministerium laut Projektantrag übernommen werden, belaufen sich auf maximal 59.880 Euro.
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