Rehkitzrettung
Rehkitzrettung – eine gemeinsame Aufgabe
Der Schutz von Rehkitzen und Jungwild im Allgemeinen vor dem Mähtod ist nicht nur aus Gründen des Tierschutzes wichtig, sondern betrifft auch die Sicherung der Futterqualität, denn Tierkadaver im Futter stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Nutztiere dar (Botulismus). Rehkitzrettung ist daher im Interesse aller!
Was ist Botulismus?
Botulismus ist eine Rinderkrankheit mit tödlichem Ausgang. Diese wird durch das Gift der Stäbchenbakterien Clostridium botulinum hervorgerufen. Es handelt sich hierbei um eines der stärksten, natürlichen Gifte. Die Clostridien vermehren sich auf Tierkadavern. Bei vermähtem Jungwild gelangen nicht selten Reste der Tierkadaver ins Tierfutter. Die Bakterien und deren Sporen sind äußerst robust und überdauern auch im Heu und in der Futtersilage. Eine gut organisierte Rehkitzrettung und entsprechende Vergrämungsmethoden schaffen Abhilfe und verringern somit die Gefahr von verunreinigtem Tierfutter.
Setzzeitpunkt und Verhalten von Rehwild
Im Mai und Juni findet in Luxemburg die Geburt des überwiegenden Teils von Rehkitzen statt. Die Setzperiode kann sich jedoch, je nach Jahresverlauf von Temperatur und Niederschlag, von Ende April bis Anfang Juli erstrecken. Die Geburt von Rehkitzen fällt somit in die Hauptsaison der Mahd. Das Gleiche trifft auf Junghasen und die Gelege der Bodenbrüter zu.
Das natürliche Verhalten beim Reh sieht so aus, dass die Ricke ihr Rehkitz zum Schutz vor Fressfeinden ins hohe Gras ablegt. Junge Rehkitze verharren instinktiv dabei in einer Art Starre und verfügen zu ihrem eigenen Schutz über keinen Eigengeruch. Gilt diese Verhaltenstaktik als erfolgreich zum Schutz vor natürlichen Fressfeinden, so bietet sie keinen Schutz vor dem Mähtod, da die Rehkitze bei herannahenden Mähmaschinen nicht die Flucht ergreifen. Dabei werden viele Tiere nicht sofort getötet, sondern verletzt und verstümmelt, was zu einem qualvollen Tod führt.
Es gibt jedoch Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. Ergreifen sie als Landwirt sowohl aus Tierschutzgründen als auch zur Bewahrung der Futterqualität geeignete Maßnahmen !
Hilfe für die Rehkitzrettung auf Ihren Flächen
Jagdpächter, Jäger, ehrenamtliche Helfer und der gemeinnützige Verein „Sauvons Bambi Luxembourg“ leisten bereits vielerorts während der Grünlandmahd einen wichtigen Beitrag zur Rehkitzrettung. Die Landwirte stehen somit nicht allein vor dieser Aufgabe. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägern und Helfern ist dabei der Schlüssel zum Erfolg!
Das Landwirtschaftsministerium hat ein Inventar der Jagdpächter und von weiteren Anlaufstellen erstellt, an die sich Landwirte bei der Suche auf lokaler oder regionaler Ebene nach Helfern zur Rehkitzrettung wenden können. Das Inventar ist hier (Pdf, 1,03 MB) abrufbar.
Änderungsanfragen sind vorzugsweise über das untenstehende Formular "Registreirungsformular - Rehkitzretter" einzureichen.
Rehkitzrettung mittels Drohneneinsatz
Es hat sich in den letzten Jahren europaweit herausgestellt, dass mit einer Wärmebildkamera ausgestattete Drohnen die bei weitem erfolgreichste Methode zur Rehkitzortung sind. Diese moderne Methode bietet die höchstmögliche Effizienz für die Lokalisierung von Rehkitzen und erlaubt somit eine sehr gezielte Auffindung und Rettung von Rehkitzen. Gegenüber dem systematischen Ablaufen und Durchsuchen der Flächen zu Fuß bietet dies somit entscheidende Vorteile.
Wie funktioniert Rehkitzrettung per Drohneneinsatz?
Nichts geht über eine gute Planung. Die Kontaktaufnahme zum Drohnenpiloten oder seinem Suchteam sollte rechtzeitig erfolgen. Der Landwirt meldet bereits im Winter oder zu Beginn des Frühjahrs dem Drohnenpiloten die FLIK-Nummern der abzusuchenden Flächen. Somit lassen sich die automatisierten Flugrouten vom Drohnenpiloten als Flugplan im Voraus erstellen und die Drohne ist startklar für die Mahdsaison!
Idealerweise sollten die Drohnenpiloten und ihre Helfer spätestens 48 Stunden vor der Mahd darüber informiert werden, auf welchen Flächen der Landwirt die Mahd durchführen möchte und zu welchem Zeitpunkt.
Am Tag der Mahd hat das Abfliegen der Flächen vorzugsweise in den frühen Morgenstunden zu erfolgen, da für die Suche von Rehkitzen die mit Wärmebildkamera ausgestattete Drohne ein ausreichendes Temperaturdifferenzial zwischen der Körpertemperatur des Rehkitzes und der Umgebungstemperatur benötigt. Nach dem Abfliegen der Fläche signalisiert der Drohnenpilot seinem Suchteam die Fundorte. Mit entsprechendem Material ausgestattet (Handschuhe, Kescher und Kisten usw.) nähern sich die Helfer ganz gezielt der so lokalisierten Rehkitze und tragen diese in der Kiste an den Flächenrand. Es ist für das Rehkitz überlebenswichtig, dass es hierbei kein Menschengeruch annimmt, da ernsthafte Gefahr besteht, dass es nachher von der Mutter verstoßen wird und somit dem sicheren Tod ausgesetzt ist. Nach der Mahd ist das in Sicherheit gebrachte Kitz so rasch wie möglich zu befreien. Zu beachten ist dabei, dass Rehkitze maximal 3 Stunden in der Kiste überleben: Die Ricken kehren alle paar Stunden zum Säugen zu ihren Kitzen zurück.
Dies hat zur Folge, dass die Mahd optimalerweise am Morgen zu erfolgen hat.
Bei guter Planung und Durchführung lässt sich mit dem Einsatz von Drohnen ein hohes Flächenpotenzial und eine nahezu hundertprozentige Rettungsquote erzielen.
Vergrämungsmethoden
Neben der Rehkitzrettung am Tag der Mahd, können einen Tag vor der Mahd zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, damit Ricken mit ihren Kitzen die zu mähenden Flächen eher meiden. Helfen können dabei optische sowie akustische Geräte. Beispiele hierfür sind das Befestigen an Pfählen (in Abständen von ca. 25 Metern) von Plastiktüten, Absperrband, Luftballons, das Aufstellen kleiner Windräder, die Installation von Blinkleuchten, sowie die Verwendung akustischer Signale (spezielle Schallgeräte für die Rehkitzrettung sind im Handel erhältlich). Treten diese Reize jedoch über einen längeren Zeitraum auf, so stellt sich ein Gewöhnungseffekt bei den Wildtieren ein und die Maßnahmen verlieren an Wirksamkeit. Daher sollten Vergrämungsmaßnahmen erst einen Tag vor der Mahd erfolgen. Auch das Anmähen von Flächen, d.h. das Mähen eines Streifens am Wiesenrand wenige Stunden vor der Mahd führt zur allgemeinen Verunsicherung der Rehmütter (Achtung: auch am Wiesenrand kann sich Jungwild befinden).
Diese Maßnahmen sind jedoch nur bedingt wirksam und eine Kontrolle kurz vor der Mahd durch den Einsatz von Drohnen und Wärmebildkameras bleibt unerlässlich.
Auch haben Untersuchungen gezeigt, dass die Mahd von innen nach außen drehend, in Richtung Wiesenränder, den etwas älteren Rehkitzen und Ricken einen gesicherten Fluchtweg ermöglicht, da die Tiere nicht nach innen getrieben und so im Zentrum des Feldes „eingeschlossen“ werden.
Anmerkung: Das Absuchen eines Feldes mit Hunden ist nur sehr selten von Erfolg gekrönt, da die Rehkitze keinen Geruch freisetzen und somit auch nicht von Hunden aufzuspüren sind.
Mit Sensoren ausgestattete Mähtechnik
Im Handel bieten einzelne Hersteller Mähwerke an, welche mit Sensoren zur vollautomatischen Erkennung von Tieren ausgestattet sind. Je nach Modell hebt sich das Mähwerk nach der Tiererkennung automatisch an.
Diese Sensortechnik ist jedoch nur bei geringer Mähgeschwindigkeit (max. 8 km/Stunden) und für eine bestimmte Mähguthöhe wirksam. Vielfach findet die Mahd jedoch bei erhöhter Geschwindigkeit statt, somit ist dies kein Garant für den Schutz vor dem Mähtod.
Anmerkung: Im Rahmen des Agrargesetzes wird eine Beihilfe von 20% zur Anschaffung dieser Technik gewährt.
Haben Sie Interesse an der Ausbildung zum Drohnenpiloten / Rehkitzhelfer?
Rehkitzrettung lässt sich nicht improvisieren. Der Drohneneinsatz und der Umgang mit geretteten Rehkitzen wollen gelernt sein. Für den Einsatz von Drohnen gilt es Auflagen zu beachten. Daher gehört der Einsatz von Drohnen in die Hände von ausgebildeten Piloten. Auch die Rehkitzrettung selbst und der sachgemäße Umgang mit Rehkitzen erfordern eine fundierte Ausbildung.
Sauvons Bambi Luxembourg (SBL) (https://sauvonsbambi.lu) und die Fédération Saint-Hubert des Chasseurs du Grand-Duché de Luxembourg (FSHCL) (https://www.fshcl.lu) bieten im Rahmen der Rehkitzrettung Ausbildungskurse für Drohnenpiloten und Rehkitzretter an. Weiterführende Informationen, Kontaktdaten und Ausbildungstermine befinden sich auf den jeweiligen Internetseiten.
Rehkitzrettung – eine gemeinsame Aufgabe!
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