Physiologische Störungen
Stiellähme
Wuchs und Düngung
Das Auftreten der Stiellähme hängt von mehreren Faktoren ab. Aus Schlüssen der letzten Jahre ist deutlich zu erkennen, dass das Auftreten der Stiellähme sehr mit der Stockbelastung zusammenhängt und ein Anzeichen der Überlastung der Stöcke ist. Ertragsmindernde und angepasste Erziehung der Stöcke reduziert die Schäden erheblich. Neben dem Ertragsausfall ist aber auch die Qualität der Trauben äußerst unzureichend.
Symptome
Erste Anzeichen sind punktförmige oder länglich nekrotisierte, braun-schwarze Stellen am Stielgerüst der Traube. Die Nekrosen breiten sich aus und formen sich ringförmig am Traubenstiel aus. Die Wasser- und Zuckerversorgung wird eingestellt und die Trauben welken. Meist sind die unteren Teile der Traube und einzelne Ästchen betroffen.
Witterung
Neben mangelnder Regenfälle und einer schlechten Wasserversorgung über die Vegetationsperiode in den Böden können auch Kälteeinbrüche im August oder September zu Stiellähme führen. Starke Regenfälle nach trockenen Sommer sind ebenfalls gefährlich, da die Rebe die Umstellung von sehr trockenen Phasen zu nassen Phasen schlecht ausgleichen kann. Des Weiteren sind feuchte bis nasse Herbsttage gefährlich, da der Botrytis-Pilz sich da schnell ausbreiten kann und Stielfäule daraus resultiert.
Maßnahmen
Unterlage
Schwach wachsende Unterlagen wie z. B. 3309, 8B, 5C wählen. SO4 fördert die Stiellähme. Insbesondere bei der Unterlage SO4 induziert eine Überversorgung mit Stickstoff und Kalium eine Unterversorgung mit Magnesium, Bor und Zink und steigert somit die Stiellähmegefahr.
Begrünung
Die große Problematik der Stiellähme liegt in den 60er-80er Jahren zurück. Mit der großflächigen Begrünung der Weinberge konnte das Problem dann stark reduziert werden. Durch die Begrünung wird der Wasserhaushalt stabilisiert und große Niederschlagsmengen abgefangen und die Verdunstung der Niederschläge angeregt.
Wuchs und Düngung
Starker Wuchs und hohe Erträge begünstigen die Stiellähme. Leichte, durchlässige, humusarme Böden ebenso. Wichtig ist ebenfalls eine ausgewogene Nährstoffreserve im Boden. Insbesondere bei der Unterlage SO4 steigert eine Überversorgung mit Stickstoff und Kalium sowie eine Unterversorgung mit Magnesium, Bor und Zink die Stiellähmegefahr. Normaler Wuchs, der Wuchskraft angepasste Erträge sowie auf Bodenanalysen basierende Düngungsstrategien sind daher anzustreben.
Laubwandgestaltung
Dichte Laubwände erhöhen die Stiellähmegefahr. Die Trauben sollen gut belüftet und besonnt sein um das feuchte Milieu in der Traubenzone zu verringern. Eine frühe, einseitige Entblätterung in wüchsigen Anlagen ist daher empfehlenswert.
Achtung: Eine übermäßige Entblätterung, insbesondere in schwachwüchsigen Anlagen, kann Stiellähme auslösen.
Blattdüngereinsatz
Magnesiumhaltige Blattdünger sollten in die Traubenzone gesprüht werden. In Jahren mit großer Stiellähmegefahr sollten dabei zwei Behandlungen durchgeführt werden. Die erste beim Beginn der Beerenreife mit Bittersalz (18 bis 20 kg/ha mit 600 bis 800 Liter Wasser, in Mischung mit Pflanzenschutzmitteln maximal 2,5 %-ig.), die zweite acht bis zehn Tage später mit einem Mg-haltigen Spezialblattdünger. Für diese zweite Anwendung nach dem Weichwerden (+/- 50 °Oe) sollte das Präparat Bittersalz nicht mehr eingesetzt werden, weil eine zu späte Behandlung mit diesem Produkt Bittertöne im Wein verursachen kann.
Obligatorisch ist diese Maßnahme in allen Flächen, wo Regalis oder Gibb3 eingesetzt wurde. Geeignete Blattdünger sind z. B. Bittersalz (0,5 - 2 % = 4 – 15 kg/ha, höhere Wassermengen günstig!), Falnet (0,5 – 1 % = 3 – 7,5 kg/ha), Lebosol-Magnesium (4 – 5 l/ha), Magnesiumnitrat (3 – 6 kg/ha), PhytoAs-Mg-400 (3 – 4 l/ha) und Wuxal Magnesium (5 kg/ha).
Bittersalz nicht mit Mildicut oder phosphithaltigen Blattdüngern mischen.
Bei der Magnesiumdüngung muss jedoch immer mit Vorsicht gearbeitet werden, da ein unausgewogenes Kalium-Magnesiumverhältnis von 2,5-3:1 nicht gestört werden darf.
Biologischer Weinbau:
Im biologischen Anbau sind sowohl Bittersalz als auch Kieserit zur Düngung mit Magnesium zugelassen
Eisenmangelchlorose
Symptome
- Gelbfärbung der Rebblätter von der Triebspitze beginnend
- Blattadern bleiben mit schmalen Streifen längere Zeit grün
- Chlorotische Blätter sterben vom Blattrand her ab
- Gescheine verrieseln mehr oder weniger stark
Vergilbung (Chlorose)
Für das Zustandekommen der Chlorose ist der Nährstoff Eisen (Fe) verantwortlich ist. Unsere Böden enthalten eigentlich genügend Eisen, um den Bedarf der Reben zu decken. Weil unsere Böden aber kalkreich sind mit hohem pH-Wert, kann das vorhandene Eisen nicht von den Rebwurzeln aufgenommen werden. Die Aufnahme erfolgt größtenteils über die Wurzelspitzen und wird durch Sauerstoffmangel, niedrige Bodentemperaturen und Hydrogencarbonat gehemmt.
- Die Hauptfaktoren sind daher:
- Bodenverdichtung, welche Bikarbonat- und Äthylenbildung fördern
- Kälte
- Nässe
- Hohe Vorjahreserträge sowie sehr späte Traubenlese
- Kalkhaltige, tonige Böden
Vorbeugende Maßnahmen in chloroseanfälligen Anlagen
- Einsatz der Fräse vermeiden (Frässohlenverdichtungen)
- Konsequente, längerfristige Kombination aus tiefer mechanischer Bodenlockerung (Verdichtungsbeseitigung) und biologischer Stabilisierung der Lockerung durch Begrünungseinsaaten
- Durchwurzelung mittels Pfahlwurzlern (Raps, Rübsen, Luzerne) mit Feinwurzlern (Getreide, Gras, Wicken) abwechseln
- Moderate Erträge. Ertragsgestresste Weinberge zeigen eine deutlich höhere Chloroseneigung
Wichtig: Spritzungen mit Eisenchelaten zeigen meist nur eine zeitlich begrenzte Wirkung. Spatendiagnosen in den Problemflächen durchführen, um den Grad der Verdichtung festzustellen
Was tun bei starker Vergilbung?
Einsatz von eisenhaltigem Blattdünger
Im Handel ist es eine Reihe von eisenhaltigen Blattdünger erhältlich. Sie sollten in folgenden Rebstadien ausgebracht werden:
- 6-Blattstadium
- 10-14 Tage nacht dem 6-Blattstadium
- Schrotkorngröße - Erbsengröße
Einsatz von chelathaltigen Eisengranulaten
Feuchte Ausbringung
In Weinbergen mit starken Eisnemangelsymptomen sollte schon zum Austrieb eine Bodendüngung mit Eisenchelaten erfolgen. Die bekanntesten Produkte auf dem Markt sind derzeit Basafer Plus, Sequestren 138FE oder Folicin DP, jeweils mit 6 % Eisen. Diese Mittel sind nicht lichtbeständig und sollten mit einer Düngelanze in den Boden eingebracht werden: 12 - 20 g/Rebe mit vier Einstichen pro Rebe etwa 30-75 cm vom Stamm entfernt, pro Einstich ungefähr 1 L. Die Konzentration der Brühe sollte daher zwischen 0,3 - 0,5 kg/100 L Wasser liegen.Alternativ kann man auch mit dem Spaten ein 20 cm tiefes Loch bei jedem Stock ausheben und die Lösung dort einlaufen lassen. Einer Bodendüngung mit „billigen“ Eisensulfaten ist abzuraten, da in Versuchen in verschiedenen ausländischen Instituten oft keine Wirkung festgestellt wurde.
Trockene Ausbringung
Die Ausbringung erfolgt durch Ausstreuen der vorgesehenen Menge (siehe Anwendungsempfehlungen des Produktes). Feuchter Boden und Niederschläge fördern die Wirkung, extrem trockene Witterung nach der Anwendung verzögert die Wirkung. Bei Trockenheit sind oberflächliche Einarbeitung oder Einwässerung vorteilhaft.
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