Phytoplasmen

Flavescence Dorée

Die Flavescence Dorée (FD) wird von Phytoplasmen aus der Ulmenvergilbungsgruppe verursacht und ist die wichtigste Phytoplasmenkrankheit im Weinbau, da sie sich epidemisch ausbreiten und gravierende Schäden verursachen kann. Luxemburg ist bisher sowohl frei von der Krankheit als auch von ihrem Vektor, der Zikade Scaphoideus titanus, die beide mit Rebmaterial verschleppt werden können. Die eventuelle Einschleppung der FD könnte sich erheblich auf den Pflanzenschutz im Weinbau auswirken, da die dann notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen die im Weinbau erfolgreich praktizierte Kontrolle tierischer Schaderreger mit biotechnischen und biologischen Verfahren in Frage stellen würde.

Larve der Amerikanischen Rebzikade mit charakteristischen schwarzen Punkte am Hinterleib
© JKI

Die Flavescence Dorée verursacht Symptome wie die Schwarzholzkrankheit; letztere wird aber von anderen Phytoplasmen verursacht. Im Gegensatz zur Schwarzholzkrankheit kann die Flavescence Dorée sich epidemisch ausbreiten und ist daher in der EU als Quarantänekrankheit nach Richtlinie 2000/29/EG eingestuft.

Biologie und Schadbild

Die Flavescence Dorée wird von der Zikade Scaphoideus titanus (Amerikanische Rebzikade) übertragen. Diese erreicht eine Größe von 4,5 bis 6,0 mm. Die Zikade lebt nur auf Reben und tritt mit einer Generation pro Jahr auf. Sie kommt sowohl in bewirtschafteten Weinbergen, wie auch in Drieschen und verwilderten Unterlagsreben vor. Die Eier werden unter der Borke abgelegt und die Larven schlüpfen im Mai-Juni. Sie bleiben auf derselben Rebe und halten sich an der Unterseite stammnaher Blätter auf. Während dieser Zeit können sie aus infizierten Reben die Phytoplasmen aufnehmen.

Amerikanische Rebzikade als Vektor der Flavescence Dorée
© Michael Maixner, JKI

Ab Mitte Juli bis Anfang August erfolgt die Häutung vom Larvenstadium zur adulten flugfähigen Zikade. Die adulten Tiere sind sehr mobil. Sie können innerhalb der Rebfläche von Stock zu Stock wandern, suchen aber auch neue Weinberge in größerer Entfernung auf. Aus dieser Ursache heraus kann es zu epidemischen Krankheitsausbrüchen kommen. Die Amerikanische Rebzikade kann mit unserer heimischen grünen Rebzikade verwechselt werden. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal sind jedoch zwei schwarze Punkte am Hinterleib, die nur bei der Amerikanischen Rebzikade vorzufinden sind.

Mit Flavescence Dorée befallener Rebstock
© Sabrina Herndl-Lanz

Bekämpfungsansätze

Anders wie bei der Schwarzholzkrankheit müssen bei Vorfinden der Flavescence Dorée alle infizierten Reben aus dem Weinberg entfernt werden, da sie die Infektionsquellen für den Vektor sind. Der Vektor selbst hält sich nur auf Reben auf und könnte daher mit Insektiziden behandelt werden. Wichtig ist es, Drieschen und verwilderte Unterlagen so klein wie möglich zu halten, da die Zikaden sich hier sehr gerne aufhalten. Das Luxemburger Weinbaugebiet führt seit einigen Jahren präventive Befallskontrollen auf die Amerikanische Rebzikade durch. Dies wird einerseits durch das Aushängen von gelben Klebefallen auf ausgewählten Standorten entlang der Luxemburger Mosel durchgeführt. Hiermit wird das Vorhandensein von adulten flugfähigen Zikaden überwacht. Parallel dazu führt das Weinbauinstitut im Juni-Juli an mehreren Terminen Blattkontrollen an der Unterseite von stammnahen Blättern aus. Hier wird Ausschau auf Larven gehalten.

Durch Flavescence Dorée verursachte unvollständige Verholzung am Trieb
© Josef Klement

Die Phytoplasmen (Flavescence Dorée und Schwarzholzkrankheit) selber werden nicht durch Wind, Regen oder Schnittwerkzeug verbreitet. Sie sind aber durch Pfropfung übertragbar und kranke Stöcke müssen daher unbedingt von der Vermehrung ausgeschlossen werden. Dies ist besonders problematisch bei Unterlagsreben, da sie überwiegend symptomfreie, latente Träger der Phytoplasmen sind.

Schwarzholzkrankheit

Biologie und Schadbild

Wie die Flavescence Dorée gehört die Schwarzholzkrankheit zu den Vergilbungskrankheiten. Es ist ein bakterieller Erreger, der zur sogenannten Stolburgruppe gehört. Die Schwarzholzkrankheit wird ausschließlich durch die Glasflügelzikade Hyalesthes obsoletus übertragen. Auch wenn diese Zikade aus dem warmem südeuropäischem Raum stammt, so etabliert sie sich zunehmend in klimatisch begünstigten Teilen Mitteleuropas. Sie bevorzugt als Wirtspflanzen vor allem die Ackerwinde und die Brennnessel, an deren Wurzeln sie saugt und den Schaderreger bei infizierten Pflanzen aufnimmt. Die Zikaden sind also schon infektiös, wenn sie das Erdreich verlassen. Die erwachsenen Tiere kommen im Juni an die Erdoberfläche und können während ihrer fünfwöchigen Flugzeit auch gelegentlich die Reben anstechen und den Erreger übertragen.

Windenglasflügelzikade als Vektor der Schwarzholzkrankheit
© Hochschule Geisenheim

Infizierte Reben stellen hingegen keine Infektionsquelle für benachbarte Stöcke dar, da die adulte Zikade die Rebe als Ernährungsquelle eigentlich nicht aufsucht und ihre oberirdische Lebensdauer kurz ist. Die Symptomatik an Reben ist ähnlich wie bei der Flavescence Dorée. Typisch für schwarzholzkranke Reben ist aber, dass die Symptome sich meist auf Teile des Rebstockes beschränken, wobei bei der Flavescence Dorée die Krankheitssymptome an allen Teilen ausgeprägt sind.

Schwarzholzkrankheit an Blättern bei weißer Sorte
© Hochschule Geisenheim

Bekämpfungsansätze

Eine direkte Bekämpfung des Überträgers durch Insektizide macht wenig Sinn, da die Glasflügelzikade die größte Zeit des Jahres im Boden verbringt. Darüber hinaus kommt die Zikade auch außerhalb der Weinbergsflächen vor. Bedeutend wichtiger ist es, die Wirtspflanzen der Glasflügelzikade, insbesondere die Ackerwinde und die Brennnessel in Weinbergsnähe, während der Flugzeit der adulten Zikaden im Juni nicht zu entfernen, damit diese nicht auf die Reben ausweichen und sich dadurch der Infektionsdruck erhöht. Es sollte eine möglichst geschlossene Begrünung der Rebflächen in diesem Zeitraum angestrebt werden, da die Zikade sich von offenem Boden besonders angezogen fühlt.

Schwarzholzkrankheit an Blättern bei roter Sorte
© Hochschule Geisenheim

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