Produktionen

Die landwirtschaftlichen Produktionen

Die luxemburgische Landwirtschaft ist in erster Linie auf die Rinderhaltung ausgerichtet.

Die wichtigsten tierischen Produkte sind Milch, Rindfleisch und Schweinefleisch. Andere tierische Produktionen sind Eier und Geflügel, Ziegenmilch, Schafe und Pferde.

Die Fütterung der Rinder basiert auf dem Grünland, welches mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche einnimmt. Ein großer Teil der Ackerfläche ist ebenfalls zur Fütterung der Tiere bestimmt: Futterpflanzen, Futtergetreide, Körnerleguminosen, etc.

Die anderen Ackerkulturen sind hauptsächlich Brotgetreide (Weizen, Roggen), Körnerraps, Kartoffeln. Wein wird an den Hängen der Mosel angebaut.

Die Produktion von Wein und anderen Weinbauerzeugnissen ist ein wichtiger Wirtschaftssektor auf regionaler und nationaler Ebene.

Der Obst- und Gartenbau (Gemüse, Blumen und Zierpflanzen, Baumschulen) sind weitere spezialisierte Produktionen. Der Gemüsebau wird entweder als gärtnerischer oder als Freilandgemüsebau betrieben.

Die Agrarstatistik gibt einen Überblick über die landwirtschaftliche Produktion in Luxemburg.

Märkte für landwirtschaftliche Produkte

Die landwirtschaftlichen Produkte werden in mehr oder weniger verarbeiteter Form lokal, regional oder international vermarktet. Innerhalb der Europäischen Union können die landwirtschaftlichen Produkte, so wie alle anderen Waren auch, frei gehandelt werden (Freihandelsprinzip). Die Importe von Agrarprodukten aus Drittländern in die EU können mit Importzöllen belegt werden (Gemeinsamer Zolltarif).

Bei Ausfuhren von Agrarprodukten aus der EU werden keine Exporterstattungen (Beihilfen) mehr gewährt, außer in außergewöhnlichen Fällen (wenn z. B. der Preis in der EU unterhalb des Weltmarktpreises liegt). Zwischen der EU und vielen Drittländern gibt es Abkommen, die günstigere Zugangsbedingungen für bestimmte Import- oder Exportkontingente vorsehen.

Die Agrarmärkte waren innerhalb der EU sehr abgeschirmt gegenüber den Drittländern. Sie wurden innerhalb der letzten Jahrzehnte progressiv liberalisiert, so dass die Entwicklungen auf den Weltmärkten eine größere Rolle bei der Preisbildung spielen.

Seit der Lebensmittelkrise von 2007 ist die Entwicklung der Märkte für landwirtschaftliche Basisprodukte durch große Preisschwankungen gekennzeichnet. Durch Verbesserung der Markttransparenz wird versucht, eine faire Konkurrenz innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette für Lebensmittel zu schaffen. Jedoch gibt es ein Ungleichgewicht beim Informationsstand der verschiedenen Akteure zwischen den großen Akteuren am Ende der Kette mit sehr umfangreichem Zugang zu Marktinformationen und den vielen Landwirten am Anfang der Kette, die nicht über den gleichen Informationsstand verfügen.

Durch die Veröffentlichung von objektiven Preisinformationen soll die Markttransparenz verbessert werden. Die Preisnotierungen an den Agrarmärkten werden von spezialisierten Marktbeobachtungsstellen erhoben und veröffentlicht. Ein Überblick über die Marktsituation der wichtigsten Agrarprodukte in der EU wird von der Europäischen Kommission unter anderem mit Hilfe von Übersichtstafeln (Dashboards) je Sektor veröffentlicht.

Milch

Die Milchproduktion ist eine der wichtigsten landwirtschaftliche Produktionen in Luxemburg.

Die Milch der luxemburgischen Bauernbetriebe wird von in Luxemburg oder im nahen Ausland ansässigen Molkereien eingesammelt.

Ein großer Teil der in Luxemburg produzierten Milch wird als Rohmilch oder als leicht verarbeitete Milch (konzentrierte Milch, entrahmte Milch, Rahm) lose exportiert.

Die Milcherzeugung unterlag lange einem System von Produktionsquoten, ist aber seit 2015 liberalisiert. Regelmäßig war der Milchmarkt während dem letzten Jahrzehnt von Krisen heimgesucht. Größere Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage führten zu heftigen Preisschwankungen.

Die Marktbeobachtung in Luxemburg besteht hauptsächlich darin, die Informationen über die Produktion und die Preise bei den Molkereien zu erheben. Bedingt durch die Krisen am Milchmarkt wird der Gestaltung der Kontrakte zwischen den Teilnehmern der Milchkette und den Erzeugerorganisationen ein größeres Augenmerk geschenkt.

Fleischproduktion

Rinderproduktion

Mit seinem hohen Dauergrünlandanteil an der landwirtschaftlichen Fläche ist Luxemburg für die Rinderzucht prädestiniert. Sowohl die Produktion von Milch als auch die spezialisierte Rindfleischproduktion sind an die natürlichen Standortbedingungen angepasst.

Die Zucht von spezialisierten Fleischrinderrassen dient ausschließlich der Fleischproduktion, während bei der Milchviehhaltung sowohl Milch als auch Fleisch anfallen. Das durch das einheimische Rindvieh abgedeckte Fleischspektrum ist sehr breit.

Ungleichgewichte zwischen dem Angebot an einheimischem Rindfleisch und der Nachfrage bei den einzelnen Fleischqualitäten werden durch den Fleischgroßhandel ausgeglichen. Der Großteil der schlachtreifen Tiere wird innerhalb von Labels vermarktet und ist für den luxemburgischen Markt bestimmt.

Ein Teil der Schlachtrinder, hauptsächlich diejenigen, die zur Erzeugung von Verarbeitungsfleisch bestimmt sind, wird in die Großregion exportiert.

Schweineproduktion

Die Schweineproduktion findet in einer beschränkten Zahl von spezialisierten Betrieben, oft mit geschlossenem Produktionssystem (Zucht und Mast), statt. Als Alternative zum geschlossenen System zur Produktion und Vermarktung von luxemburgischen Schweinen als LLL (geboren, gemästet und geschlachtet in Luxemburg) besteht das arbeitsteilige Produktionssystem, in einheimischen Betrieben (Ferkelproduktions-, Aufzucht-, Mastbetrieb).

Darüber hinaus produzieren reine Mastbetriebe mit Zukaufsferkeln einen großen Anteil des Schweinefleisches.

Schlachtviehvermarktung

Die Vermarktung von Schlachttieren (Rinder, Schweine, Schafe) in Luxemburg ist gesetzlich geregelt.

Die Aufmachung der Schlachtkörper, das Wiegen sowie die Klassifizierung der Schlachtkörper zwecks Preisfestsetzung unterliegen bestimmten Regeln

Der Service d’économie rurale ist zusammen mit der Veterinärverwaltung mit der Durchführung der Schlachtviehmarktordnung beauftragt.

Die Informationen über die Schlachtungen in den luxemburgischen Schlachthöfen und die Preise werden vom Service d’économie rurale erhoben und in einem wöchentlichen, monatlichen und jährlichen Rhythmus veröffentlicht.

Schlachtviehversicherungskasse

Entstehung und Zusammensetzung

Die Schlachtviehversicherung/Caisse d’Assurance des Animaux de Boucherie (CAAB) wurde per Großherzoglichem Beschluss am 19. März 1945 gegründet und hat die juristische Form der Anstalt öffentlichen Rechts/Établissement public. Sie ist dem Regierungsrat unterstellt, welcher die für Landwirtschaft und Finanzen zuständigen Minister mit den Ausführungsbestimmungen in Form von Statuten beauftragt hat. Diese Statuten wurden am 2. Mai 1945 erstmals veröffentlicht und danach 3 Mal angepasst.

Die Leitung der CAAB obliegt einem Verwaltungsrat, welcher sich zusammensetzt aus

  • 6 Delegierten der Landwirtschaft,
  • 2 Delegierten der Viehhändler/Transporteure,
  • 3 Delegierten der Metzger/Schlachthöfe.

Der für die Landwirtschaft zuständige Minister ernennt diese 11 Delegierten sowie einen Präsidenten. Während der Präsident auf unbestimmte Zeit ernannt wird, wird das Mandat aller anderen Delegierten alle 5 Jahre erneuert.

Der Verwaltungsrat selbst wählt aus den Delegierten alle 5 Jahre die Delegierten für das Direktionskomitee, welches sich zusammensetzt aus

  • 2 Delegierten der Landwirtschaft,
  • 1 Delegierten der Viehhändler/Transporteure,
  • 1 Delegierten der Metzger/Schlachthöfe.

Der Präsident und der Sekretär sind automatisch Mitglied des Direktionskomitees.

Ziel

Die Versicherung hat das Ziel, die Landwirte/Produzenten und die Metzger/Schlachthöfe vor finanziellen Verlusten aus Beschlagnahmungen während der offiziellen Fleischkontrolle zu bewahren. Darüber hinaus ist die Bewahrung des sozialen Friedens zwischen den Akteuren sehr wichtig. Um dieses Ziel zu erreichen, sind eine rigorose Führung und die Vermeidung von Missbräuchen absolut erfordert.

Zusammenfassung der Funktionsweise

  • Alle Schlachttiere (Rinder, Schweine älter als 3 Monate, Kälber und Schafe), welche in luxemburgischen Schlachthöfen geschlachtet werden und nicht für den Eigenverzehr bestimmt sind, sind obligatorisch versichert.
  • Die amtlichen Tierärzte sind verantwortlich für die Ausstellung der Zertifikate von Beschlagnahmungen.
  • Es werden ausschließlich Entschädigungen für genussuntaugliches Fleisch sowie genussuntaugliche Organe (Leber bei Rindern) aus Beschlagnahmungen von versicherten Tieren gezahlt.
  • Die Höhe des Pflichtbeitrages pro Tierart zur Finanzierung der Versicherung wird vom Verwaltungsrat festgelegt.
  • Der Pflichtbeitrag wird ausschließlich von den Produzenten (Landwirten) bezahlt und über die Schlachthöfe bei der Erstellung der Schlachtviehabrechnungen eingezogen.
  • Die Schäden durch Beschlagnahmungen werden heutzutage fast ausschließlich direkt von den Schlachthöfen über die amtlichen Tierärzte bei der CAAB gemeldet. Die Entschädigung wird an den Antragsteller (Schlachthöfe, Fleischverarbeiter, Metzger) ausgezahlt.
  • Beim Verstoß gegen die fest definierten Versicherungsbestimmungen (z. B. sichtbare Verletzungen, welche eindeutig vor dem Ersttransport stattgefunden haben) werden die Tiere vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Diese Entscheidung muss dem Besitzer oder seinem Beauftragten unverzüglich vom Tierarzt mitgeteilt werden.
  • Die allgemeine Informationspflicht über die Beschlagnahmung von Schlachtkörpern oder Organen obliegt der gesamten Vermarktungskette, das heißt sie beginnt beim Schlachthofbetreiber und wird über den Händler (falls vorhanden) zum Landwirten weitergereicht.

Eier und Geflügel

Die Eier- und Geflügelproduktion hat im vergangenen Jahrzehnt einen wahren Aufschwung erlebt, zuerst bei der Eierproduktion und aktuell auch bei der Geflügelproduktion. Ganz rezent und im Zusammenhang mit der Ab-Hof-Vermarktung während der COVID-19 Pandemie hat die Eierproduktion im Freiland in mobilen Stallanlagen einen Boom erlebt.

Regelrechte Produktions- und Vermarktungsketten zur Versorgung des luxemburgischen Marktes mit Eiern und Geflügel konnten aufgebaut oder sind im Begriff aufgebaut zu werden.

Marktfruchtbau

Die wichtigsten Marktfrüchte sind Getreide, Ölsaaten, Körnerleguminosen und Kartoffeln. Das Getreide ist für die menschliche Ernährung bestimmt (Brotweizen, Brotroggen, Braugerste, Spelzweizen) oder, zu großen Teilen, für die Fütterung der Tiere (Gerste, Triticale, Futterweizen, Hafer, usw.). Die Annahme und Vermarktung der Marktfrüchte erfolgt durch spezialisierte Betriebe, welche diese auch oft weiterverarbeiten (Mühlen, Herstellung von Tierfutter).

Ein großer Teil der Kartoffelproduktion erfolgt auf dem Öslinger Hochplateau und ist für die Erzeugung von Pflanzkartoffeln bestimmt. Ein Großteil der Speisekartoffeln wird von den Erzeugern selbst an den Lebensmitteleinzelhandel oder die Endverbraucher im Rahmen von Herkunfts- und Qualitätslabels vermarktet. Die jährlichen Informationen über die Ernte und die Erzeugerpreise der Marktfrüchte werden vom Service d’économie rurale erstellt.

Futterbau

Der Futterbau setzt sich zusammen aus dem Dauergrünland und den Futterpflanzen.

Die wichtigsten Futterpflanzen sind Feldfutter, Silomais und Futterleguminosen. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen ist in Luxemburg dem Futterbau gewidmet, was die vorrangige Orientierung der Betriebe auf Rinderhaltung wiederspiegelt.

Ein Netz von Versuchs- und Demonstrationsfeldern für Futtergräser und Silomais sowie die Beratung zielen darauf ab, die am besten auf die natürlichen Bedingungen angepassten Sorten sowie die besten Anbaumethoden zu fördern.

Weinbau

Die Weinberge entlang der Mosel gehören zu einem der nördlichsten Anbaugebiete für Qualitätswein in Europa. Die Weinproduktion hat regional sowie innerhalb des landwirtschaftlichen Sektors in Luxemburg einen hohen Stellenwert. Ein großer Teil der lokalen Wirtschaft des Weinbaugebiets ist eng mit dem Weinbau verflochten.

Informationen über den Weinbau finden Sie im speziell dem Weinbau gewidmeten Teil

Gartenbau

Der Gartenbau umfasst die Produktion von Gemüse, Obst, Blumen und Zierpflanzen sowie Baumschulen. Die luxemburgische Obst- und Gemüseproduktion deckt nur einen Bruchteil des Inlandkonsums. Größere Anstrengungen werden unternommen, um die regionale Produktion von Qualitätsobst und –gemüse zu fördern, wobei regional beim Obst im erweiterten Sinne, d. h. aus der Großregion, zu verstehen ist.

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